Skoliose

Untersuchung des Rückens

Dauerhafte seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule

Eine dauerhafte seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule nennt die medizinische Fachwelt Skoliose. Dabei verdreht sich die Wirbelsäule in sich, was für eine Verschiebung der Wirbelkörper sorgt. Ein sichtbarer Buckel, starke Schmerzen und eine schiefe Haltung resultieren häufig daraus.

Was ist Skoliose?

Die Wirbelsäule schützt das Rückenmark sowie viele Nervenbahnen und leitet Signale vom Körper zum Gehirn weiter. Sie besteht aus 33 Wirbelknochen. Diese sind mit den Rippen und den benachbarten Wirbeln verbunden. Eine gesunde Wirbelsäule ist seitlich betrachtet wie ein doppeltes „S“ geformt. Das liegt daran, dass die Hals- und Lendenwirbelsäule sich nach vorn und die Brust- und Sakralwirbelsäule (das Kreuzbein) sich nach hinten wölben.

Merke:

Skoliose ist der medizinische Begriff für eine dauerhafte seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. Diese ist in sich verdreht und die einzelnen Wirbelkörper verformen und verschieben sich.

Durch eigene Kraft ist diese Verkrümmung nicht zu beheben. Die Wirbelsäule ist seitlich verkrümmt bzw. verdreht und das um mindestens 10 Grad. Mithilfe des „Cobb-Winkels“ untersuchen Ärzt:innen, wie stark die seitliche Verkrümmung ist. Dies lässt sich auf einem Röntgenbild erkennen. Je nachdem, ob die Wirbelsäule sich nach rechts oder links krümmt, gibt es die rechts- bzw. links-konvexen Skoliosen. Bei fortgeschrittener Skoliose können sich sogar einzelne Wirbelabschnitte versteifen.

Schon gewusst?

Skoliose betrifft nicht nur Menschen, sondern tatsächlich alle Wirbeltiere. Sogar bei Fischen ist eine Verkrümmung der Wirbel möglich. Erstmals entdeckt hat die Skoliose ein griechischer Arzt der Antike – Hippokrates (geboren um 460. v. Chr.). Das griechische Wort „skolios“ bedeutet krumm und ist der Namensgeber der Skoliose.

Ursachen von Skoliose

Die Ursachen von Skoliose sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Manchmal liegt Skoliose in der Familie. Bei unterschiedlichen Beinlängen kann eine Skoliose eintreten. Außerdem ist es möglich, dass schwere Nerven- und/oder Muskelerkrankungen die Wirbelsäulenverkrümmung auslösen. Angeborene Fehlbildungen der einzelnen Wirbelkörper, die verwachsen oder nicht richtig ausgebildet sind, begünstigen ebenfalls eine Skoliose.

Arten von Skoliose

Skoliose
Röntgenaufnahme einer Patientin mit Skoliose.
Bild: oceandigital-Getty Images-Canva

Mediziner:innen unterscheiden zwischen idiopathischer Skoliose, neuromuskulärer und sekundärer Skoliose:

  • Idiopathisch bedeutet, dass es keinen definierten Auslöser für die Skoliose gibt. Dies ist die häufigste Skoliose-Art.
  • Neuromuskuläre Skoliosen entstehen durch schwere Nerven- und/oder Muskelerkrankungen.
  • Eine sekundäre oder auch kongenitale Skoliose hingegen ist die Folge einer bestimmten Ursache, wie beispielsweise einer Fehlbildung oder Verschleiß im Erwachsenenalter.

Außerdem unterscheidet sich Skoliosen nach dem Alter der Erkrankten:

  • Die besonders frühe Form ist die Säuglings-Skoliose. Diese bildet sich oft von selbst zurück.
  • Sollte die Skoliose bis zum dritten Lebensjahr auftreten, nennen Mediziner:innen sie infantile Skoliose.
  • Erkranken Kinder zwischen 4 bis 10 Jahren, ist es die juvenile Skoliose.
  • Ab dem 11. Lebensjahr tritt Skoliose am häufigsten ein und heißt: Adoleszenten-Skoliose. Frauen erkranken in der Regel häufiger an Skoliose als Männer.

Je nachdem, in welchem Bereich die Wirbelsäule ihre Hauptkrümmung hat, unterscheiden Ärzt:innen zwischen:

  • Thorakal-Skoliose (Verkrümmung im Bereich der Brustwirbelsäule)
  • Thorako-lumbale Skoliose (die stärkste Seitenverkrümmung ist dort, wo Brust- und Lendenwirbelsäule ineinander übergehen)
  • Lumbal-Skoliose (Verkrümmung im Lendenbereich)

Möglich ist auch, dass mehrere Krümmungen gleichzeitig entstehen. Dabei ist die vollständige Verbiegung zu einer Seite (C-förmige Skoliose) häufig. Bei der Triple-Skoliose krümmt sich die Wirbelsäule in allen Abschnitten (Hals-, Brust-, und Lendenwirbel) abwechselnd nach rechts und links.

Außerdem gibt es verschiedene Schweregrade bei Skoliose. Je nachdem, wie stark die Verkrümmung der Wirbelsäule ist, unterscheiden Mediziner:innen zwischen:

  • leichter Skoliose (1. Grades): Cobb-Winkel bis 40 Grad
  • mittelschwerer Skoliose (2. Grades): Cobb-Winkel zwischen 40 und 60 Grad
  • schwerer Skoliose (3. Grades): Cobb-Winkel von 61 bis 80 Grad
  • sehr schwerer Skoliose (4. Grades): Cobb-Winkel über 80 Grad
Skoliose
2 Prozent der 10- bis 16-Jährigen leiden an Skoliose. Die Ausprägung ist bei drei Viertel der Betroffenen leicht und muss nicht einer Behandlung unterzogen werden.

Symptome bei Skoliose

Äußerlich lässt sich eine Skoliose erst feststellen, wenn diese schon fortgeschritten ist. Dies lässt sich zum Beispiel erkennen an:

  • unterschiedlicher Höhe beider Schultern
  • einem schiefen Becken
  • ein schief gehaltener Kopf
  • Rippen-Buckel
  • Muskelwulste im Lenden- und Halsbereich

Weitere Symptome, die auf eine Skoliose hindeuten können, sind:

  • vermehrte Muskelverspannungen
  • Rückenschmerzen
  • Atemnot
  • Druckgefühl in der Brust
  • Herzrasen

Bei Säuglingen sind Anzeichen bei regelmäßigen Untersuchungen einfach zu erkennen. Typische Symptome sind:

  • Schädelverformung
  • Hüft-, Schädel- und Beckenasymmetrien
  • Fußfehlstellungen
  • Lenden-Buckelung

Skoliose vorbeugen?

Da die Ursache meist unbekannt ist, lässt sich eine Skoliose nicht vorbeugen. Stattdessen ist eine Früherkennung sehr wichtig für eine erfolgreiche Behandlung. Achten Sie vor allem bei Kindern auf eine richtige Haltung und beobachten Sie den Rücken Ihres Kindes regelmäßig. Sobald Sie eine Verkrümmung oder Unregelmäßigkeit entdecken, stellen Sie Ihr Kind in der Orthopädie vor.

Komplikationen bei Skoliose

Bleibt eine Skoliose lange unentdeckt, plagen die Betroffenen häufig starke Rückenschmerzen. Bandscheiben, Wirbelkörper und Gelenke sind stark beansprucht, gereizt und fehlbelastet, was sich ebenfalls durch starke Schmerzen bemerkbar macht. Ein frühzeitiger Verschleiß der Hüfte, Knie und Wirbelsäule ist möglich. Da sich Brust- und Bauchraum durch die Wirbelsäulenverkürzung verkleinern, resultiert daraus in vielen Fällen eine Funktionseinschränkung der inneren Organe. Herz, Lunge, Nieren, Magen und Darm sind am häufigsten betroffen.

Behandlung von Skoliose

Diagnose mittels Röntgenbild

Je nach Schweregrad, Ursache, Lage und Ausprägung der Skoliose bieten sich unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten an. Das Alter und die körperliche Verfassung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Suche nach den passenden Therapiemöglichkeiten. Mit der richtigen Therapie kann die Skoliose sich zurückbilden oder sich wenigstens nicht verschlechtern. Wenn eine Verbesserung eintritt, ist eine andauernde Behandlung entscheidend für den Erhalt dieser Verbesserung.

Mögliche Behandlungsformen sind:

  • Krankengymnastik
  • Korsett tragen
  • Operation

Krankengymnastik bei leichter Skoliose

Durch regelmäßige ambulante physiotherapeutische Übungen lernen Betroffene eine bessere Körperhaltung, um das Fortschreiten der Skoliose zu verhindern. Außerdem kräftigt eine konsequente Physiotherapie die Muskeln und steigert die Lungen- und Herzfunktion. Die Übungen sind von zu Hause durchführbar.

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Korsett bei Skoliose

Skoliose
Das Tragen eines Korsetts ist in vielen Fällen hilfreich.
Bild: Albina Gavrillovic – Getty Images (Canva)

Bei Kindern und Jugendlichen ist das Korsett gut geeignet, die eine Verkrümmung von 20 bis 50 Grad haben. Das maßangefertigte Korsett soll die Wirbelsäule in die normale Form zurückbringen. Das betroffene Kind trägt das Korsett 22 bis 23 Stunden. Bei Erwachsenen bringt diese Behandlungsform wenig, da ihr Skelett schon ausgewachsen ist. Es kann jedoch stabilisierend wirken und das weitere Fortschreiten der Skoliose verhindern. Ebenfalls gibt es für unter 5-Jährige die Option des Gips-Korsetts, bei welchem die Wirbelsäule normal weiterwächst.

Operation bei Skoliose

Manchmal reichen Korsett und Krankengymnastik nicht aus. Wenn sich die Skoliose weiter verschlechtert und der Verkrümmungsgrad enorm zunimmt, kommt oft eine Operation infrage. Dies ist abhängig vom Schweregrad der Skoliose, wie schnell sie fortschreitet, wie alt Patient:innen sind und wie deren körperliche Verfassung aussieht. Durch eine Operation veranlassen die Mediziner:innen eine Streckung der Wirbelsäule sowie das Auflösen der Rotation. Mithilfe von Schrauben und Stäben garantieren sie die Stabilität der Wirbelsäule. Zusätzlich hilft eine Spondylodese. Dabei handelt es sich um eine absichtliche Wirbelsäulenversteifung, mit welcher die Wirbel an der betroffenen Stelle wieder zusammenwachsen sollen. Bei Kindern und Jugendlichen ist das aufgrund des Wachstums nicht möglich. Stattdessen gibt es mitwachsende Stäbe, die mithilfe eines kleinen Motors von außen ferngesteuert sind. So lassen sie sich ohne weitere Eingriffe an das fortschreitende Wachstum des Skeletts anpassen.


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Stand vom: 17.01.2022

Coverbild: Africa images (Canva)

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