Nesselsucht

Nesselsucht

Wenn die Haut juckt und Quaddeln bildet

Die Haut juckt und brennt, kleine Schwellungen entstehen: Anzeichen für Nesselsucht. Die Erkrankung ist sehr häufig und kann durch verschiedene Reize ausgelöst werden. Für die Betroffenen sind die Beschwerden sehr unangenehm, ansteckend ist die Nesselsucht aber nicht. 

Akute Form der Nesselsucht weitaus häufiger

Bei dem Krankheitsbild der Nesselsucht, auch Urtikaria genannt, handelt es sich um eine krankhafte Reaktion der Haut auf unterschiedliche Reize. Es existiert eine akute und eine chronische Form. Während bis zu ein Viertel (10-25%) der Menschen einmal im Laufe ihres Lebens an einer akuten Urtikaria erkranken, ist die chronische Form weitaus seltener. In Deutschland sind 0,5% – 1% der Einwohner betroffen.

Symptome der Nesselsucht

Das typische Symptom der Nesselsucht ist das Auftreten von Quaddeln, was von starkem Juckreiz und Brennen begleitet wird. Hierbei handelt es sich um oberflächliche, meist gruppierte Schwellungen der Haut. Diese entstehen durch Wasseransammlungen in den oberen Hautschichten und sind oftmals von einer Rötung umgeben. Die Größe der einzelnen Quaddeln ist sehr unterschiedlich. So können sie von einigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern im Durchmesser reichen. Liegen die einzelnen Erscheinungen nah beieinander, verschmelzen sie oft zu einer größeren.

Schon gewusst?

Charakteristisch für die Nesselsucht ist das Auftreten von Quaddeln. Hierbei handelt es sich um oberflächliche Schwellungen der Haut, wie sie nach dem Kontakt mit Brennnesseln zu sehen sind.

Manchmal kommt zu den oberflächlichen Schwellungen noch eine Flüssigkeitsansammlung in tieferen Hautschichten hinzu. Hierbei spricht man von einem Angioödem, welches auch allein auftreten kann. Begleitet ist es oft von einem Brennen und Spannungsgefühl. Zumeist betreffen die Angioödeme die Bereiche der Hand- und Fußflächen oder das Gesicht. Hier ist v. a. der Bereich der Augen betroffen. Sind die Schwellungen stark ausgeprägt, können sie die Erkrankten regelrecht entstellen. Wenn Schleimhäute im Mund-, Rachen- und Halsbereich betroffen sind, ist es gefährlich – ein Ersticken ist möglich.

Schon gewusst?

Kommt es zum Auftreten von tieferen Schwellungen (Angioödemen) ist Vorsicht angesagt. Treten Sie an Zunge, Rachen oder Kehlkopf auf, besteht Erstickungsgefahr!

Ursache der Nesselsucht

Kommt es zur Reizung des Körpers, schütten die Mastzellen im Blut Botenstoffe aus, die eine Entzündung verursachen. Bei den Mastzellen handelt es sich um Immunzellen, die hauptsächlich Histamin produzieren. Wird das Histamin freigesetzt, kommt es zu dem typischen juckenden Hautausschlag. Die ausschlaggebenden Reize können sehr verschieden sein.

Formen der Nesselsucht

Es existieren verschiedene Formen der Nesselsucht. Einige Betroffene leiden an mehreren Arten gleichzeitig.

Es werden 3 große Gruppen unterschieden:

  • spontane Nesselsucht
  • physikalische Nesselsucht
  • andere Arten der Nesselsucht

Spontane Nesselsucht

Bei der spontanen Nesselsucht handelt es sich um die häufigste Form, die 80 % ausmacht. Typisch sind hierfür ein plötzliches Auftreten der Symptome, ohne dass ein spezifischer Auslöser gefunden werden kann. Die Quaddeln sind auf der kompletten Hautoberfläche verteilt. Je nach Dauer der Beschwerden gibt es eine akute und eine chronische Form. Heilen die Beschwerden innerhalb von 6 Wochen komplett ab, spricht man von der akuten spontanen Urtikaria. Überdauert die Erkrankung 6 Wochen, handelt es sich um die Form der chronischen spontanen Urtikaria. Diese ist weitaus seltener und betrifft v. a. Frauen in mittlerem Alter.

Auch wenn die konkreten Auslöser der spontanen Urtikaria nicht sicher identifiziert werden können, besteht oftmals parallel eine Infektionserkrankung wie eine Erkältung oder ein Magen-Darm-Virus. Auch Unverträglichkeiten oder Allergien sind wahrscheinlich. Bestimmte Medikamente, z. B. Acetylsalicylsäure (ASS) und Blutdruck-Medikamente (ACE-Hemmer) können die Symptome verursachen.

Physikalische Nesselsucht

Bei dieser Form der Nesselsucht wird die Quaddelbildung durch unterschiedliche physikalische Reize ausgelöst. Hierzu zählen u. a. Kälte, Wärme, Reibung, Druck oder sogar Licht. Folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick der Unterformen:

Art der physikalischen Nesselsucht Auslöser Symptome
Kältekontakturtikaria kalte Luft, kalte Flüssigkeiten, kalte Gegenstände juckende, gerötete Quaddeln nach Kälteeinwirkung, z. B. im Winter an unbedeckten Hautpartien
Wärmeurtikaria lokale Wärmeeinwirkung (Föhn, Fußbad, Wärmflasche) lokalisierte Quaddelbildung nach Wärmekontakt der Haut
verzögerte Druckurtikaria anhaltender Druck Quaddelbildung 3 bis 12 Stunden nach der Druckeinwirkung
Lichturtikaria sichtbares Licht, UV-Licht Quaddelbildung nach Sonneneinstrahlung auf die unbedeckte Haut oder nach Solariumbesuch
vibratorische Urtikaria Vibrationen Quaddelbildung nach Vibrationseinwirkung (z. B. durch Presslufthammer, Küchenmixer)
Urtikarieller Dermografismus Kratzen, Reiben Quaddelbildung entlang der Kratz- oder Reibungsstellen

Andere Arten der Nesselsucht

Es existieren noch einige weitere Nesselsucht-Formen, wobei diese seltener auftreten als die spontane und physikalische Urtikaria. Hierzu zählt z. B. die cholinergische Urtikaria, die durch eine Erhöhung der Körpertemperatur bei Fieber oder Stress ausgelöst wird. Die Hauterscheinungen sind in diesem Fall punktförmig am ganzen Körper verteilt. Sie verschwinden innerhalb von 60 Minuten wieder, können allerdings von weiteren Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen begleitet werden.

Auch bei körperlicher Belastung kann eine Nesselsucht entstehen. Diese wird dann als anstrengungsinduzierte Urtikaria bezeichnet. Hier sind die Quaddeln größer und häufig von Kreislaufproblemen wie Schwindel bis hin zum Schock begleitet.

Eine weitere Sonderform stellt die aquagene Urtikaria dar. Der Auslöser ist hier der Hautkontakt mit Wasser.

Schon gewusst?

Auch Wasser kann eine Nesselsucht auslösen (aquagene Urtikaria). Ein Schwimmbadbesuch, Spaziergänge im Regen oder sogar Duschen können so zur Qual für die Betroffenen werden. Durch den Wasserkontakt entstehen stark juckende Quaddeln an den nassen Hautstellen.

Eine recht häufige Sonderform der Nesselsucht stellt die Kontakturtikaria dar. Hierbei entsteht der Ausschlag durch lokalen Hautkontakt mit urtikariogenen Substanzen. Hierzu zählen Latex, Nahrungsmittel, Metalle, Duft- und Konservierungsstoffe und Pflanzen. Die Brennnessel ist hier wohl der bekannteste Auslöser.

Der Namensgeber Brennnessel

Der Name „Nesselsucht“ kommt von der bekannten Hautreaktion nach Brennnesselkontakt. Hierbei handelt es sich um eine Kontakturtikaria, die durch reizende Stoffe an der Pflanze ausgelöst wird.

Therapie der Nesselsucht

Creme
Eine Creme wirkt beruhigend auf die gereizten Hautstellen.

In der Regel verschwinden die unangenehmen Quaddeln bei der Nesselsucht binnen weniger Stunden von selbst. Ein rasch wiederkehrendes Auftreten ist allerdings häufig. Um die Belastung durch den Juckreiz und die Hauterscheinungen zu lindern und die Abheilung zu beschleunigen, helfen einfache Mittel wie Kühlung mit Wasser oder Coolpacks. Medikamentös kommen klassische Allergie-Medikamente zum Einsatz, die die Wirkung des ursächlichen Histamins abschwächen oder komplett aufheben. Diese Substanzgruppe wird als Antihistaminika bezeichnet. In besonders schweren Fällen kann eine Behandlung mit Cortison oder sogar eine Immuntherapie nötig sein.

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Stand vom: 16.01.2023

Coverbild: Jorge Corcuera (Canva)

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