Erdnussallergie

Ernstzunehmende Erkrankung: Vorsicht schon bei Spuren geboten

Die Erdnussallergie ist die häufigste Nahrungsmittelallergie. Sie führt zu schweren Reaktionen und ist deshalb für Betroffene sehr gefährlich. Allergische Beschwerden treten oftmals unmittelbar nach dem Verzehr auf. Teils enden sie tödlich.

Was ist eine Erdnussallergie?

Erdnussallergiker und Erdnussallergikerinnen zeigen bei Kontakt mit Erdnüssen starke körperliche Reaktionen. Das Spektrum reicht von leichten Beschwerden bis zum Tod. Bereits minimale Mengen von einem Milligramm sind für manche gefährlich. Zum Vergleich: Eine Erdnuss wiegt 500 bis 1000 Milligramm. Mit anderen Worten: Bereits Spuren der Erdnuss sind für Allergiker:innen ein Problem.

Ernussallergie

Eine Allergie ist eine Art Fehlfunktion des Immunsystems. Harmlose Stoffe stuft das Immunsystem plötzlich als gefährlich ein und reagiert mit starken körperlichen Symptomen. Beim ersten Kontakt mit dem Allergen kommt es zur Sensibilisierung. Das Immunsystem bildet also Antikörper gegen dieses Allergen und beim erneuten Kontakt folgt die allergische Reaktion. Eine Erdnussallergie ist meist genetisch bedingt. Jeder Mensch kann grundsätzlich eine Erdnussallergie bekommen. Wenn beide Eltern Erdnuss-Allergiker:innen sind, besteht eine 60 % Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder ebenfalls erkranken.

Die häufigste Form der Erdnussallergie ist die primäre Nahrungsmittelallergie. Diese tritt vor allem im Kindesalter auf. Das Immunsystem reagiert auf Proteine (Speicherproteine) der Erdnuss stark allergisch. Egal ob gekocht, geschält, geröstet oder roh – in jeder Variante lösen Erdnüsse Allergien aus. Deshalb müssen nach europäischem Lebensmittelrecht alle Lebensmittel, die diese enthalten, deutlich gekennzeichnet sein. Vorsicht ist auch bei Spuren von Erdnüssen geboten. Diesen Vermerk verwenden Hersteller, wenn beispielsweise in dem Betrieb Erdnussprodukte über das Fließband laufen. Denn: Kleinste Spuren lassen sich nicht vermeiden, können aber für viele Menschen sehr gefährlich sein. Leider ist der Hinweis auf Spuren für Produzenten nicht verpflichtend.

Schon gewusst?

Aus botanischer Sicht ist die Erdnuss keine Nuss, sondern eine Hülsenfrucht. Die Speicherproteine sind wichtig für das Wachstum der Erdnuss. Sie sind sehr stabil und lösen sich weder durch Erhitzen noch durch die Magensäure auf.

Symptome: Welche Beschwerden macht eine Erdnussallergie?

Allergie
Zu den Beschwerden zählt Atemnot.
Bild: twinsterphoto (Canva)

Je nachdem, wie stark die Erdnussallergie ausgeprägt ist, unterscheidet sich der Schweregrad der Beschwerden. Am häufigsten reagieren Betroffene mit dem oralen Allergiker-Syndrom. Es handelt sich hierbei um allergische Reaktionen im Mund- und Rachenraum. Magen-Darm-Probleme sind bei einer Erdnussallergie häufig. Die Atemwege und die Haut reagieren ebenfalls auf das Erdnussallergen. Die Symptome treten entweder wenige Sekunden oder bis zu einigen Stunden nach dem Kontakt mit Erdnüssen auf. Dabei kann bereits das Einatmen oder der Hautkontakt mit Erdnüssen zu Reaktionen führen. Die folgende Auflistung der Beschwerden dient als Orientierung. Wenn Sie bei sich eine Erdnussallergie vermuten, suchen Sie zeitnah ärztliche Hilfe.

Symptome von Erdnussallergie auf einen Blick

Erdnussallergie im Kindesalter

Die Erdnussallergie tritt meistens bereits im Kindesalter ein. In unseren Breitengraden leiden ca. 1–2 % aller Kinder an einer Erdnussallergie. Bei etwa 80 % bleibt die Allergie ein Leben lang bestehen. Je nach Ausprägung der Allergie ist die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen oft stark eingeschränkt. Das liegt vor allem daran, dass bereits minimale Spuren eine starke allergische Reaktion auslösen. Jede Mahlzeit gilt es zu überprüfen. Eine Herausforderung für die Erziehungsberechtigten, Kitas und Schulen. Wenn bei einem Kind eine Erdnussallergie diagnostiziert ist, helfen spezialisierte Ernährungsberater:innen und Allergolog:innen den Familien, diese Herausforderungen zu meistern und einen normalen Alltag zu gestalten.

Erdnussallergie im Erwachsenenalter

Wenn die Allergie erst im Jugend- und Erwachsenenalter eintritt, sprechen wir von einer sekundären Allergie. Meistens tritt die Erdnussallergie als Kreuzreaktion zur Gräserpollen-Allergie auf. Das liegt daran, dass einige Eiweiße (Proteine) der Pflanzen einen ähnlichen Aufbau wie die Proteine der Erdnuss besitzen. Eine solche sekundäre Allergie verläuft häufig milder und beschränkt sich auf Symptome im Mund- und Rachenraum.

Diagnose einer Erdnussallergie

Beim Auftreten einiger der oben genannten Symptome nach dem Kontakt mit Erdnüssen gilt es schnell eine Arztpraxis aufzusuchen. Haben Sie die Vermutung, dass Sie unter einer Erdnussallergie leiden, besprechen Sie Ihr Essverhalten und die auftretenden Beschwerden. Mithilfe eines Allergietests über die Haut und über das Blut lässt sich häufig schon eine Diagnose erzielen. Enthält das Blut viele IgE-Antikörper gegen das Speicherprotein von Erdnüssen (Ara h 2), ist das Risiko für eine schwere Erdnussallergie erhöht.

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Dennoch sind diese Allergietests keine Garantie für eine Erdnussdiagnose. Sie zeigen lediglich die Allergiebereitschaft des Körpers an. Tatsächlich besitzt in Deutschland fast jedes 10. Kind die IgE-Antikörper. Nur ein Bruchteil davon ist wirklich an einer Erdnussallergie erkrankt. Im Zweifel sorgt der Provokationstest für eine klare Diagnose. Unter ärztlicher Beobachtung bekommen Betroffene kleinste Mengen des Allergens. So lässt sich nicht nur überprüfen, ob eine Erdnussallergie vorliegt, sondern auch welche Menge an Allergen die Symptome auslöst.

Therapie einer Erdnussallergie

Adrenalin-Autoinjektor
Wer unter einer starken Lebensmittelallergie leidet, hat immer ein Notfallset bei sich. Dieses enthält einen Adrenalin-Autoinjektor.
Bild: Andrey Popov – Getty Images (Canva)

Vermeintlich einfach und dennoch sehr aufwendig ist die komplette Vermeidung von Erdnüssen. Doch dies ist die einzige Möglichkeit, ein beschwerdefreies Leben zu führen. Da heutzutage viele Lebensmittel geringe Mengen an Erdnüssen enthalten, ist absolute Vorsicht geboten. Die genaue Überprüfung der Inhaltsstoffe ist äußerst wichtig. Süßwaren, Backwaren, Fertiggerichte, Soßen, Knabbereien und andere verarbeitete Produkte können Spuren von Erdnüssen enthalten. Sollten Sie sich unsicher sein, kontaktieren Sie den Hersteller. Selbstverständlich müssen Sie reine Erdnussprodukte konsequent vermeiden. Zu diesen zählen:

  • Erdnussmus
  • Erdnussflips
  • Erdnussbutter
  • Erdnussmehl
  • Erdnusscreme
  • Erdnusspaste
  • Erdnussflocken
  • Erdnussöl
  • Erdnussmark

Wenn Sie außerhalb essen, weisen Sie das Restaurantpersonal unbedingt auf die Allergie hin. Wenn Sie sich nicht hundertprozentig sicher sein können, vermeiden Sie Essen von anderen Menschen und kochen Sie lieber selbst.

Eine Anaphylaxie-Schulung hilft Betroffenen und Angehörigen, die erschwerte Lebenssituation zu meistern. Sie bekommen Tipps und wichtige Hinweise für das richtige Verhalten bei allergischen Reaktionen aller Schweregrade.

Betroffene sollten außerdem immer ein Allergie-Notfallset dabeihaben. Dies enthält Antihistaminika und einen Adrenalin-Autoinjektor.

Antihistaminika können bei einer Erdnussallergie verwendet werden, um die Symptome wie Juckreiz, Hautausschlag, Schwellungen und Atembeschwerden zu lindern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Antihistaminika nicht das Potenzial haben, schwerwiegende allergische Reaktionen wie anaphylaktischen Schock zu verhindern.

Es ist wichtig, bei einer Erdnussallergie eine allergologische Praxis aufzusuchen, um geeignete Notfallmedikamente und Anweisungen zur Verwendung zu erhalten. In schweren Fällen kann eine Adrenalin-Injektion erforderlich sein, um lebensbedrohliche Symptome zu behandeln.


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Stand vom: 25.02.2023

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