Naturkosmetik

Naturkosmetische Produkte ohne Zusatzstoffe

Naturkosmetik wird häufig noch belächelt. Man traut den pflanzlichen Inhaltstoffen keine Wirkung zu. Dabei gibt es zahlreiche Studien, die die Wirksamkeit von Naturkosmetik belegen. Der Effekt zeigt sich meist nicht sofort, dafür ist er oft nachhaltiger.

Was ist Naturkosmetik?

Jojobaöl
In Naturksometik bilden Pflanzenöle häufig die Basiszutat.

Über 8000 Inhaltsstoffe sind für die Herstellung von Kosmetika innerhalb der Europäischen Union erlaubt. Viele davon werden auf Basis von Mineralölen hergestellt, etwa synthetische Konservierungsstoffe, hormonwirksame Sonnenschutzfilter oder auch Microbeads in Peelings. Zertifizierte Produkte der Naturkosmetik hingegen schließen eine Großzahl der gesetzlich erlaubten Substanzen aus. Die Kosmetikhersteller verwenden pflanzliche Stoffe anstelle von mineralölbasierten Rohstoffen, wie Parabene, PEGs oder Silikone. So kommen viele Pflanzenöle zum Einsatz.

Diese enthalten ungesättigte Fettsäuren, Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die positiv auf unsere Haut einwirken und sie vor oxidativem Stress schützen.

Bei der Pflege der Haut zielt Naturkosmetik auf die Stärkung der Eigenaktivität ab. Sie regt Funktionen an und fördert die Hautbalance. Zur Wirkung trägt jeder Inhaltsstoff bei, manche verstärken sich in der Wirkung sogar gegenseitig. Bei den naturkosmetischen Produkten setzten die Hersteller nur natürliche Duftstoffe und Fruchtaromen ein.

Naturkosmetik versus Biokosmetik

Naturkosmetik ist nicht mit Biokosmetik gleichzusetzen. Um als biokosmetisches Produkt zu gelten, müssen 95 Prozent der Pflanzenstoffe aus biologischem Anbau stammen. 

In vielen Gesichtscremes sind pflanzliche Wirkstoffe enthalten. 

Naturkosmetik versus vegane Kosmetik

Nicht jedes vegane Kosmetik-Produkt ist automatisch ein naturkosmetischer Artikel und nicht jede Naturkosmetik ist vegan. Viele tierische Substanzen ersetzen in Naturkosmetik synthetische Stoffe. Zu ihnen zählen: Lanolin, Molke, Propolis und Ziegenmilch. Die Absonderung von Schildläusen, Schellack und Chitin, gewinnen Hersteller aus abgestoßenen Panzern von diversen Schalentieren. Sie sind gern gesehene Substanzen in Haarstyling-Produkten. Carmin gewinnen die Kosmetik-Produzenten aus Läusen. Es sorgt für das Rot in Lippenstiften. Viele synthetische Stoffe sind zwar vegan, wurden aber am Tier getestet. Tragen vegane Produkte ein zertifiziertes Naturkosmetik-Label ist der Tierschutz gewährleistet.

Bei der Entwicklung eines Naturkosmetik-Produktes werden zu keinem Zeitpunkt Tierversuche unternommen.

Woraus besteht Naturkosmetik?

Die hauptsächlichen Komponenten einer Creme sind Wasser und Fett. Das Quell-, Meeres- und Thermalwasser wird im Vorfeld gereinigt. So bilden sich keine Keime. Für die Fettphase nutzt die Naturkosmetik Pflanzenöle und Pflanzenwachse.

Pflanzenöle

Rosenöl verströmt nicht nur einen betörenden Duft, sondern zählt zu den beliebtesten Anti-Aging-Mitteln.

Die in Pflanzenöl enthaltenen Lipide sind denen der menschlichen Haut ähnlich. Feine Samenöle enthalten viele ungesättigte Fettsäuren und sind reich an Antioxidantien. Sie wirken oxidativem Stress entgegen und verlangsamen somit erwiesenermaßen den Alterungsprozess. Daher sind beliebte Öle in Anti-Aging-Mitteln:

  • Arganöl
  • Avocadoöl
  • Borretschsamenöl
  • Jojobaöl
  • Kameliensamenöl
  • Mandelöl
  • Sanddornöl
  • Traubenkernöl
  • Weizenkeimöl
  • Wildrosenöl

Phytosterole, Flavonoide und Vitamine übernehmen wichtige Pflege- und Reparaturfunktionen der Haut. Sie stärken die Hautbarriere, vermindern den Abbau von Kollagen und wirken zellregenerierend.

Pflanzenwachse und Bienenwachs

Wachse sorgen für die Konsistenz der Creme und enthalten wichtige pflegende Substanzen. Pflanzenwachse stammen aus Schalen von Sonnenblumenkernen oder Reis. Daneben gewinnen Hersteller die Pflanzenwachse als Fruchtwachs aus Äpfeln, Quitten oder Orangen. Selbst Blätter oder Gräser sind unter Umständen wichtige Wachslieferanten.

Sheabutter
Sheabutter ist Grundlage vieler naturkosmetischer Pflegeprodukte.

Sheabutter ist ein sehr oft genutztes Wachs in der Naturkosmetik. Die Sheabutter sorgt für eine geschmeidige, glatte, zarte Haut. Bienenwachs zählt außerdem zu den natürlichen Emulgatoren.

Ätherische Öle, Pflanzenextrakte und moderne Naturwirkstoffe

Ätherisches ÖL
Ätherische Öle dienen in naturkosmetischen Produkten nicht nur als Duft; sie haben auch vielfältige Wirkungen.

Hersteller setzen Ätherische Öle zum einen als Duftstoff und zum anderen wirkungsverstärkend ein. Sie sind anregend, beruhigend oder regenerierend.

Häufig genutzte ätherische Öle

Ätherisches Öl Wirkungsweise Duft
Bergamotteantiseptisch, erheiternd, wundheilend
frisch, zitronig, blumig
Eukalyptusanregend, vitalisierend, wundheilend, antiseptisch, regenerierend
frisch, kampferartig, spitz
Fichtennadel immunstärkend, entspannend
würzig-frisch, balsamisch
Lavendel entspannend, immunstärkend, stimmungsaufhellend
mild, süß, krautig
Mandarine erheiternd, entspannend, antiseptisch, antimykotisch
fruchtig, süß, teils herb
Manuka erdend, ausgleichend
weich, krautig, leicht fruchtig
Orange erheiternd, immunstärkend, entkrampfend, entstauend,
fruchtig, süß, spritzig
Patchouli erheiternd, immunstärkend, entkrampfend, antimykotisch, gegen trockene Haut
erdig, waldig, süß
Rose harmonisierend, entkrampfend, erotisierend, anregend, antiseptisch
euphorisierend, süß, warm
Rosenholz harmonisierend, immunstärkend, nervenstärkend, hautberuhigend, wundheilend
herbwürzig, warm
Teebaumvitalisierend, entzündungshemmend, keimtötend
frisch, eukalyptusähnlich, krautig
Vetiver erdend, hautpflegend, hautregenerierend, stimulierend
erdig, waldig, schwert
Ylang-Ylang harmonisierend, immunstärkend, entkrampfend, aphrodisierend, hautpflegend
blumig, süß, betörend
Zypresse vitalisierendholzig, würzig, warm

Unser Lessetipp: Ätherische Öle

Synthetische Duftstoffe sind in der Naturkosmetik tabu. Die Hersteller kombinieren vielmehr klassische Pflanzenextrakte mit modernen Naturwirkstoffen. So setzen sie häufig Pflanzenstammzellen, pflanzliche Hyaluronsäure und Coenzym Q10 in der Naturkosmetik ein.

Emulgatoren und natürliche Konservierungssysteme

Neben Bienenwachs kommt sehr gern Lanolin zum Einsatz. Es stammt aus dem Wollvlies von Schafen. Das aus Pflanzenölen gewonnene Lecithin wirkt neben seiner Tätigkeit als Emulgator befeuchtend, rückfettend, glättend und regulierend. Cremes mit Lecithin fühlen sich nicht fettig an.

Johanniskrautblüten
Johanniskraut bildet viele Blüten aus.

Parabene verhindern das Wachstum von Mikroorganismen. Produzenten setzen sie daher sogar in Lebensmitteln als Konservierungsstoffe ein. In zertifizierter Naturkosmetik sind die synthetischen Konservierungsstoffe nicht erlaubt. Daher arbeiten die Hersteller naturkosmetischer Produkte mit natürlichen Konservierungssystemen. Mit anderen Worten: Viele Inhaltsstoffe tragen aufgrund ihrer Eigenschaften dazu bei, dass sich Keime nicht entwickeln können. In manchen naturkosmetischen Mitteln findet sich etwas Weingeist. Für empfindliche oder sehr trockene Haut sind jedoch Naturkosmetika ohne Alkohol zu empfehlen.

Woran erkenne ich Naturkosmetik?

Es gibt sehr viele naturkosmetische Artikel auf dem Markt, aber auch herkömmliche Kosmetik mit einzelnen Bio-Wirkstoffen. Gesetzlich ist der Begriff Naturkosmetik nicht festgelegt, geschweige denn geschützt. Im Prinzip kann jeder Hersteller seinem Produkt diesen Beinamen geben. Wer sicher sein will, sollte daher immer nach einem Siegel Ausschau halten. Selbst Marken, die sehr viele zertifizierte Naturprodukte haben, können durchaus auch ein, zwei Produkte im Sortiment aufweisen, die einer Zertifizierung nicht Stand gehalten haben. Denn zertifiziert wird jeweils nur ein spezifisches Produkt, nie eine ganze Marke.

Es gibt einige Verbände, die Kriterien festgelegt haben und die Produkte intensiv prüfen, bevor sie ihr Siegel für zertifizierte Naturkosmetik vergeben. Zu ihnen zählen:

BDIH-Siegel
Achten Sie auf das BDIH-Siegel beim Kauf von Naturkosmetik.
  • BDIH
  • Cosmebio
  • demeter
  • ECOCERT
  • ICADA
  • ICEA
  • NATRUE
  • NCS
  • neuformQUALITÄT
  • SOIL ASSOCIATION ORGANIC

Unsere Produkttipps – zertifizierte Naturkosmetik: lavera NATURKOSMETIK ANTI AGE HANDCREME mit NATRUE- und Vegan-Society-Siegel | PROPOLIS PUR Balsam zur Lippenpflege mit BDHI-Siegel | Luvos® Naturkosmetik mit HEILERDE Waschcreme mit dem BDIH-Siegel

COSMOS-STANDARD

Die Verbände und Zertifizierungsorganisationen BDIH (Deutschland), Ecocert und Cosmebio (Frankreich), SOIL Association (Großbritanien) und ICEA (Italien) haben sich zur europäischen COSMOS-Gruppe zusammengeschlossen und bieten eine einheitliche Zertifizierung an. COSMOS natural schreibt dabei keinen verbindlichen Bioanteil für Naturkosmetik vor, während das COSMOS-organic-Siegel nur vergeben wird, wenn 95 % der verwendeten Pflanzenteile aus biologischem Anbau stammen.

Wie verarbeiten Hersteller die Rohstoffe in Naturkosmetik?

Badekugeln mit Kräutern bieten ein natürliches Wellness-Erlebnis im eigenen Bad.

Damit Pflanzenstoffe tatsächlich wirken, müssen viele von ihnen aufgeschlossen werden. Dazu stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung:

  • physikalische Verfahren, wie Pressung, Zentrifugieren, Wasserdampfdestillation, Extraktion
  • chemische Verfahren, wie chemische Umwandlung von Fettsäuren, Verseifung

Naturkosmetik kann also mit chemischen Verfahren hergestellt worden sein. Wichtig ist, dass Stoffe, die chemisch verändert wurden, Mensch und Umwelt nicht schaden dürfen.

Wie verpacken Produzenten Naturkosmetik?

Viele Naturkosmetik-Produkte befinden sich – wie herkömmliche Kosmetik-Produkte – tatsächlich in einer Kunststoffverpackung. Das scheint nur ein Widerspruch, denn mittlerweile gibt es moderne Kunststoffe, die eine vergleichbare Ökobilanz zu Glas haben. Um eine Zertifizierung zu erhalten, müssen Hersteller oft genaue Vorschriften zu Verpackungsmaterialien einhalten. Sie arbeiten mit besonders dünnwandigen Tuben oder verzichten auf die Umverpackung, um Ressourcen zu schonen.


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Stand vom: 12.04.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen.

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